Inhaltsverzeichnis

Zylinderrollenlager

Einreihige Zylinderrollenlager mit Käfig

  • Lagerausführung
  • Belastbarkeit
  • Ausgleich von Winkelfehlern
  • Schmierung
  • Abdichtung
  • Drehzahlen
  • Geräusch
  • Temperaturbereich
  • Käfige
  • Lagerluft
  • Abmessungen, Toleranzen
  • Nachsetzzeichen
  • Aufbau der Lagerbezeichnung
  • Dimensionierung
  • Mindestbelastung
  • Gestaltung der Lagerung
  • Ein- und Ausbau
  • Rechtshinweis zur Datenaktualität
  • Weiterführende Informationen

Zylinderrollenlager

Einreihige Zylinderrollenlager mit Käfig

Einreihige Zylinderrollenlager mit Käfig eignen sich, wenn:

  • Lagerungen radial sehr hoch belastet werden ➤ Abschnitt
  • neben hohen radialen Kräften auch axiale Belastungen aus einer oder beiden Richtungen von der Lagerstelle aufgenommen werden müssen (Stütz- oder Festlagerfunktion) ➤ Abschnitt
  • Lagerungen sehr steif sein müssen
  • Axialverschiebungen der Welle gegenüber dem Gehäuse zwangfrei im Lager ausgeglichen werden sollen (bei Lagern mit Los- und Stützlagerfunktion) ➤ Abschnitt
  • hohe radiale Belastungen und höhere Drehzahlen auftreten, jedoch die sehr hohe radiale Tragfähigkeit vollrolliger Zylinderrollenlager noch nicht benötigt wird ➤ Abschnitt
  • die Lager für den leichteren Einbau zerlegbar sein sollen (ein Lagerring abgezogen werden kann) ➤ Abschnitt.

Zylinderrollenlager mit Käfig/ vollrolliges Lager, Vergleich der Drehzahl und Tragfähigkeit

nG = Grenzdrehzahl

Cr = Dynamische Tragzahl

SL1923 = Vollrolliges Zylinderrollenlager

NJ23 = Zylinderrollenlager mit Käfig

Lagerausführung

Ausführungsvarianten

Einreihige Zylinderrollenlager mit Käfig gibt es in der Grundausführung als:

  • Bauform NU (Loslager) ➤ Bild
  • Bauform N (Loslager) ➤ Bild
  • Bauform NJ (Stützlager) ➤ Bild
  • Bauform NUP (Festlager) ➤ Bild
  • X-life-Lager ➤ Link.

Neben den hier beschriebenen Lagern liefert Schaeffler einreihige Zylinderrollenlager mit Käfig in weiteren Bauformen, Maßreihen und Abmessungen. Diese Produkte sind z. T. in speziellen Publikationen beschrieben. Bei Bedarf bitte bei Schaeffler anfragen. Größere Katalog­lager GL 1.

Lager der Grundausführung – Standardsortiment

Kernmerkmale

Einreihige Zylinderrollenlager mit Käfig gehören zur Gruppe der Radial-­Rollenlager. Im Gegensatz zur Kugel hat die Rolle senkrecht zur Rollenachse eine größere Kontaktfläche. Dadurch kann sie höhere Kräfte übertragen, ist steifer und lässt bei gleicher Belastung im Durchmesser kleinere Wälzkörper zu. Die einreihigen Lager bestehen aus massiven Außenringen, Innenringen und Käfigen, die mit einer großen Anzahl von Zylinderrollen bestückt sind. Die Rollen sind endprofiliert; d. h., sie fallen zu den Enden hin seitlich leicht ab. Aufgrund dieses modifizierten Linienkontakts zwischen den Wälzkörpern und Laufbahnen werden schädliche Kantenspannungen vermieden ➤ Bild. Bei allen Standardausführ­ungen führt immer mindestens ein Lagerring die Zylinderrollen zwischen festen Borden. Diese bildet mit dem Käfig und den Rollen eine Montage­einheit. Der andere Lagerring kann abgezogen werden. Innen- und Außenring lassen sich damit getrennt voneinander einbauen. Beide Ringe können so fest gepasst werden. Lager der Grundausführung werden in vielen verschiedenen Bauformen gefertigt, die sich im Wesentlichen durch die Anordnung der Borde am Innen- und Außenring unterscheiden. Je nach Ausführung werden sie als Los-, Stütz- oder Festlager eingesetzt.

Rollenprofil und Spannungsverteilung


Zylindrisches Rollenprofil (hohe Spannungsspitzen)


Endprofilierte Rolle (ohne Spannungsspitze)


Zylindrischer Mittenbereich


Bereich der logarithmischen Verjüngung


Kantenverrundung

Bauform NU

Lager mit Loslagerfunktion

Bei Lagern der Bauform NU hat der Außenring zwei feste Borde, der Innenring ist bordlos ➤ Bild. Dadurch sind Axialverschiebungen der Welle gegenüber dem Gehäuse in beiden Richtungen innerhalb bestimmter Grenzen möglich. Der Längenausgleich erfolgt während der Drehbewegung zwangfrei im Lager zwischen den Rollen und der bordlosen Laufbahn und ist damit praktisch reibungslos. Der maximale axiale Verschiebeweg s ist in den Produkttabellen angegeben. Die Lager werden als Loslager verwendet, d. h. sie können die Welle axial in keiner Richtung führen ➤ Abschnitt. Für den Einsatz als Stützlager sind sie mit dem Winkelring HJ kombinierbar ➤ Bild.

Bauform N

Lager mit Loslagerfunktion

Zylinderrollenlager der Bauform N haben zwei feste Borde am Innenring, der Außenring ist bordlos ➤ Bild. Aufgrund der fehlenden Borde sind ebenfalls Axialverschiebungen der Welle gegenüber dem Gehäuse innerhalb des Lagers in beiden Richtungen möglich. Der maximale axiale Verschiebeweg s ist in den Produkttabellen angegeben. Lager der Bauform N werden als Loslager verwendet, d. h., sie können die Welle axial in keiner Richtung führen ➤ Abschnitt.

Einreihige Zylinderrollenlager – Los- oder Stützlager

Fr = Radiale Belastung

Fa = Axiale Belastung


Zylinderrollenlager NU (Loslager)


Zylinderrollenlager N (Loslager)


Zylinderrollenlager NU + Winkelring HJ (Stützlager)

Bauform NJ

Lager mit Stützlager­funktion

Lager der Bauform NJ haben zwei feste Borde am Außenring und einen festen Bord am Innenring ➤ Bild. Bei diesen Zylinderrollenlagern sind Axialverschiebungen der Welle gegenüber dem Gehäuse nur in einer Richtung möglich. Der maximale axiale Verschiebeweg s ist in den Produkttabellen angegeben. Lager der Bauform NJ werden als Stützlager verwendet, d. h., sie können die Welle in einer Richtung axial führen ➤ Abschnitt. Stützlager NJ lassen sich mit einem Winkelring HJ zu einer Festlagerlagereinheit kombinieren ➤ Bild.

Bauform NUP

Lager mit Festlager­funktion

Zylinderrollenlager der Bauform NUP haben zwei feste Borde am Außenring sowie einen festen Bord und eine lose Bordscheibe am Innenring ➤ Bild. Bei diesen Zylinderrollenlagern sind Axialverschiebungen zwischen der Welle und dem Gehäuse nicht möglich. Lager der Bauform NUP werden als Festlager verwendet, d. h., sie können die Welle in beiden Richtungen axial führen ➤ Abschnitt.

Einreihige Zylinderrollenlager – Stütz- oder Festlager

Fr = Radiale Belastung

Fa = Axiale Belastung


Zylinderrollenlager NJ (Stützlager)


Zylinderrollenlager NUP (Festlager)

Winkelringe

Funktionserweiterung durch Winkelringe

Um die Funktion der Zylinderrollenlager NU und NJ zu erweitern, können diese Bauformen mit Winkelringen HJ kombiniert werden ➤ Bild. Lager NU übernehmen damit Stützlagerfunktion, Lager NJ in Verbindung mit den Winkelringen Festlagerfunktion ➤ Bild.

Zylinderrollenlager NU dürfen nicht mit zwei Winkelringen eingebaut werden, da dies zu axialen Verspannungen der Rollen führen kann.

Einsatzbereiche der Winkelringe

Winkelringe können dann vorteilhaft sein, wenn:

  • bei hoch belasteten Festlagerungen der Innenring eine sehr feste Passung erhält; Lager der Bauform NJ + HJ lassen festere Passungen zu als Lager NUP, die einen verkürzten Innenring und eine lose Bordscheibe haben
  • die Welle axial in einer oder in beiden Richtungen geführt werden muss und Lager NJ oder NUP nicht zur Verfügung stehen
  • die Konstruktion der Lagerung und der Ein- und Ausbau der Lager vereinfacht werden sollen.

Ausführung der Winkelringe

Die Winkelringe sind aus Wälzlagerstahl gefertigt, gehärtet und geschliffen. Der Planlauf der Seitenflächen entspricht den Normaltoleranzen der passenden Lager. Soweit lieferbar, sind die Winkelringe in den Produkttabellen bei den dazugehörigen Lagern gelistet (z. B. Lager NJ206‑E‑TVP2 + Winkelring HJ206‑E). Da die Winkelringe nicht Bestandteil des Lagers sind, müssen diese immer zusammen mit dem Lager bestellt werden ➤ Bild.

Zylinderrollenlager mit Winkelringen – Stütz- oder Festlager

Fr = Radiale Belastung

Fa = Axiale Belastung


Zylinderrollenlager NU + Winkelring HJ (Stützlager)


Zylinderrollenlager NJ + Winkelring HJ (Festlager)

X-life-Premiumqualität

Einreihige Zylinderrollenlager mit Käfig werden bis zum Außendurch­messer D = 320 mm als X-life-Lager geliefert ➤ Bild. Gegenüber vergleichbaren Standard-Zylinderrollenlagern sind diese Lager wesentlich leistungsstärker. Erreicht wird das u. a. durch die geänderte Innenkon­struktion, die optimierte Kontaktgeometrie zwischen den Rollen und Laufbahnen, die bessere Oberflächenqualität ➤ Bild und die optimierte Rollenführung und Schmierfilmbildung.

Zylinderrollenlager in X-life-Ausführung


Messingkäfig


Zylinderrolle, gehont


Außenring, gehont


Innenring, gehont

Vergleich der Oberflächen­qualitäten


Standardoberfläche – eine raue Oberfläche verursacht bei radialer Belastung Spannungsspitzen


X-life-Oberfläche – eine höhere Oberflächenqualität verringert Spannungsspitzen; das erhöht die Lager-Gebrauchsdauer

Vorteile

Höherer Kundennutzen durch X-life

Aus diesen technischen Detailverbesserungen ergibt sich eine Reihe von Vorteilen wie z. B.:

  • eine günstigere Lastverteilung im Lager und damit eine höhere dynamische Belastbarkeit der Lager ➤ Bild und ➤ Bild
  • eine höhere Ermüdungsgrenzbelastung
  • eine niedrigere Wärmeentwicklung im Lager
  • ein niedriger Schmierstoffverbrauch und dadurch längere Wartungs­intervalle, wenn nachgeschmiert wird
  • eine messbar längere Gebrauchsdauer der Lager
  • eine hohe Betriebssicherheit
  • kompakt bauende, umweltfreundliche Lagerungen.

Austauschbar mit vergleichbare Standardlagern

Da X-life-Zylinderrollenlager die gleichen Abmessungen wie die entsprechenden Standardlager haben, können letztere problemlos gegen die leistungsfähigeren X-life-Lager ausgetauscht werden. Damit sind die großen X-life-Vorteile auch für bereits bestehende Lagerungen mit Standardlagern nutzbar.

Niedrigere Betriebskosten, höhere Maschinenverfügbarkeit

In Summe verbessern diese Vorteile die Gesamtwirtschaftlichkeit der Lagerstelle deutlich und erhöhen damit die Effizienz der Maschine und Anlage nachhaltig.

Nachsetzzeichen XL

X-life-Zylinderrollenlager haben das Nachsetzzeichen XL im Kurzzeichen ➤ Abschnitt.

Zylinderrollenlager mit Käfig:
Vergleich der dynamischen Tragzahl Cr mit Lagern ohne X-life-Qualität

Cr = Radiale dynamische Tragzahl


Lager ohne X-life-Qualität


X-life-Zylinderrollenlager

Anwendungsbereiche

Aufgrund ihrer besonderen technischen Merkmale eignen sich X-life-­Zylinderrollenlager z. B. sehr gut für Lagerungen in:

  • der Schwerindustrie (Stahlerzeugung)
  • der Antriebstechnik (Getriebebau)
  • Arbeits- und Baumaschinen
  • Windturbinen (Getriebeanwendungen).

X-life steht für eine hohe Produkt-Leistungsdichte und damit für einen besonders großen Kundennutzen.

Belastbarkeit

Für sehr hohe radiale Belastungen ausgelegt

Abhängig von der Bauform nehmen einreihige Zylinderrollenlager neben sehr hohen radialen Kräften auch ein- oder beidseitig hohe axiale Belastungen auf:

  • Die Bauformen N und NU sind nur radial belastbar. Werden NU-Lager mit einem Winkelring kombiniert, sind diese auch einseitig axial belastbar ➤ Bild.
  • Die Bauform NJ ist radial und einseitig axial belastbar. Wird diese Bauform mit einem Winkelring kombiniert, kann sie beidseitig axial belastet werden ➤ Bild.
  • Die Bauform NUP ist radial und beidseitig axial belastbar.

Verstärkter Rollensatz bei der Variante E

Lager mit dem Nachsetzzeichen E haben einen verstärkten Rollensatz und sind so für höchste Tragfähigkeit ausgelegt.

Höhere axiale Tragfähigkeit bei Lagern mit torusballiger Rollenstirn

An den Bordanlauf- und Rollenstirnflächen tritt weder Verschleiß noch Ermüdung auf

Bei Zylinderrollenlagern mit torusballigen Rollen (TB-Ausführung) wurde mit Hilfe neuer Berechnungs- und Fertigungsmethoden die axiale Trag­fähigkeit deutlich verbessert. Eine spezielle Krümmung der Rollenstirn­flächen ermöglicht optimale Berührungsverhältnisse zwischen den Rollen und Borden ➤ Bild. Dadurch werden axiale Flächenpressungen am Bord deutlich minimiert und ein tragfähigerer Schmierfilm wird aufgebaut. Liegen Standard-Betriebsbedingungen vor, werden dadurch Verschleiß und Ermüdung an den Bordanlauf- und Rollenstirnflächen vollständig verhindert. Zusätzlich verringert sich das Reibmoment um bis zu 50%. Damit stellt sich im Betrieb eine deutlich niedrigere Lagertemperatur ein. Lager in torusballiger Ausführung sind lieferbar ab einem Bohrungsdurchmesser von d = 170 mm.

Kontaktgeometrie Rollenstirnfläche/Bordfläche – modifizierte Rollenstirnflächen


Zylinderrolle mit Innenring


Detail (keine maßstäbliche Darstellung)


Rollenstirn


Bord

Belastungsverhältnis Fa/Fr

Verhältnis Fa/Fr ≦ 0,4 bzw. 0,6

Die Lager nehmen über die Borde am Innen- und/oder Außenring einseitig axiale Belastungen auf ➤ Bild. Damit sie störungsfrei laufen (ein Verkippen der Rollen vermieden wird), müssen sie bei axialer Belastung gleichzeitig immer auch radial belastet werden. Das Verhältnis Fa/Fr soll dabei den Wert 0,4 nicht überschreiten. Bei Lagern mit torusförmiger Rollenstirn (TB‑Ausführung) sind Werte bis 0,6 zulässig.

Eine ständige axiale Belastung ohne gleichzeitige radiale Belastung ist nicht zulässig.

Zulässige axiale Belastung

Einflussgrößen auf die axiale Belastbarkeit

Axiale Belastungen werden über die Lagerborde und die Rollenstirn­flächen übertragen ➤ Bild. Die axiale Belastbarkeit des Lagers hängt damit im Wesentlichen ab von:

  • der Größe der Gleitflächen zwischen den Borden und den Stirnflächen der Wälzkörper
  • der Gleitgeschwindigkeit an den Borden
  • der Schmierung an den Kontaktflächen
  • der Lagerverkippung
  • der Reibung.

Kraftfluss bei axialer Belastung – Stützlager NJ

Berechnung der zulässigen axialen Belastung – Zylinderrollen mit herkömmlicher Rollenstirn

Lager mit Standard-Rollenstirn

Aus der hydrodynamischen Tragfähigkeit des Kontaktes lässt sich die zulässige Axialbelastung Fa per berechnen ➤ Formel.

Zulässige axiale Belastung – Lager in Standard-Ausführung

Legende

Fa per N

Zulässige, dauerhaft wirkende axiale Belastung. Um eine unzulässig hohe Erwärmung im Lager zu vermeiden, darf Fa per nicht überschritten werden

Fa max N

Maximale, dauerhaft wirkende axiale Belastung hinsichtlich Bordbruch. Um unzulässig hohe Pressungen in den Kontaktflächen zu vermeiden, darf Fa max nicht überschritten werden

kS -

Vom Schmierverfahren abhängiger Beiwert ➤ Tabelle. Der Beiwert berücksichtigt das Schmierverfahren des Lagers. Je besser die Schmierung und besonders die Wärmeabfuhr sind, desto höher ist die zulässige Axiallast

kB -

Von der Baureihe des Lagers abhängiger Beiwert ➤ Tabelle

dM mm

Mittlerer Lagerdurchmesser dM = (D + d)/2

n min-1

Betriebsdrehzahl

Beiwert kS

Schmierverfahren

Beiwert

kS

von

bis

minimale Wärmeabfuhr, Tropfölschmierung, Ölnebelschmierung, geringe Betriebsviskosität (ν < 0,5 · ν1)

7,5

10

wenig Wärmeabfuhr, Ölsumpfschmierung, Spritzölschmierung, geringer Öldurchsatz

10

15

gute Wärmeabfuhr, Ölumlaufschmierung (Druckölschmierung)

12

18

sehr gute Wärmeabfuhr, Ölumlaufschmierung bei Rückkühlung des Öls, hohe Betriebsviskosität (ν > 2 · ν1)

16

24

Voraussetzung für diese kS-Werte ist eine Betriebsviskosität des Schmierstoffs von mindestens der Bezugsviskosität ν1 nach DIN ISO 281:2010.

Es sollten additivierte Schmieröle verwendet werden, z. B. CLP (DIN 51517) und HLP (DIN 51524) der ISO-VG-Klassen 32 bis 460 sowie ATF-Öle (DIN 51502) und Getriebeöle (DIN 51512) der SAE-Viskositätsklassen 75W bis 140W.

Lagerbeiwert kB

Baureihe

Beiwert

kB

NJ2..-E, NJ22..-E, NUP2..-E, NUP22..-E

15

NJ3..-E, NJ23..-E, NUP3..-E, NUP23..-E

20

NJ4

22

Berechnung der zulässigen axialen Belastung – Zylinderrollen mit torusförmiger Rollenstirn

Höhere Axiallasten möglich

Für Lager mit torusförmiger Rollenstirn sind um 50% höhere Axiallasten zulässig ➤ Formel.

Zulässige axiale Belastung – Lager in TB-Ausführung

Berechnung der maximal zulässigen Axiallast

Aus der Bordfestigkeit und der Sicherheit gegen Verschleiß errechnet sich für Lager mit Rollen in Standard- bzw. TB-Ausführung die maximal zulässige Axiallast Fa max ➤ Formel. Diese darf nicht überschritten werden, auch wenn Fa per höhere Werte liefert ➤ Formel.

Maximale axiale Belastung – Lager in Standard- und TB-Ausführung


Zulässige Axialbelastung

Axiale Belastung bei Wellendurchbiegung

Zulässige Axiallast bei Wellendurchbiegung bis 2′

Bei starker Durchbiegung der Welle drückt der Wellenabsatz auf den Innenringbord. In Kombination mit der wirkenden Axiallast kann dies zu einer hohen Wechselbeanspruchung der Innenringborde führen. Bei einer Wellendurchbiegung bis 2′ lässt sich die zulässige Axiallast abschätzen ➤ Formel.

Bei stärkeren Verkippungen ist eine gesonderte Festigkeitsanalyse notwendig. Dazu bitte bei Schaeffler anfragen.

Axiale Belastung bei Schiefstellung

Legende

Fas N

Zulässige axiale Belastung bei Schiefstellung

Ausgleich von Winkelfehlern

Winkelabweichungen sind Schiefstellungen zwischen dem Innen- und Außenring

Die mögliche Schiefstellung zwischen dem Innen- und Außenring wird durch die innere Lagerkonstruktion, das Betriebsspiel, die auf das Lager wirkenden Kräften usw. beeinflusst. Aufgrund dieser komplexen Zusammenhänge können hier keine allgemein gültigen, absoluten Werte angegeben werden. Schiefstellungen (Winkelabweichungen) zwischen dem Innen- und Außenring wirken sich im Allgemeinen jedoch immer auf das Laufgeräusch und die Gebrauchsdauer der Lager aus.

Zulässige Verkippung

Die zulässigen Richtwerte, bei deren Einhaltung erfahrungsgemäß keine signifikante Minderung der Gebrauchsdauer eintritt, betragen:

  • 4′ für die Reihen 10, 19, 2, 3, 4
  • 3′ für die Reihen 22, 23.

Geltungsbereich der Werte

Die angegebenen Werte gelten für:

  • Lagerungen mit statischer Schiefstellung (gleichbleibende Lage der Wellen- und Gehäusesachse)
  • Lager, die axial keine Führungsfunktion übernehmen müssen
  • niedrig belastete Lager (mit C0r/P ≧ 5).

Eine Überprüfung mit dem Berechnungsprogramm BEARINX wird grund­sätzlich empfohlen. Bestehen Unsicherheiten bezüglich der möglichen Schiefstellung, bitte bei Schaeffler rückfragen.

Schmierung

Öl- oder Fettschmierung

Einreihige Zylinderrollenlager mit Käfig sind nicht befettet. Sie müssen mit Öl oder Fett geschmiert werden.

Verträglichkeit mit Kunststoffkäfigen

Werden Lager mit Kunststoffkäfig verwendet, ist sicherzustellen, dass beim Einsatz von Syntheseölen oder Schmierfetten auf Syntheseölbasis sowie bei Schmierstoffen mit einem hohen Anteil an EP‑Zusätzen die Verträglichkeit des Schmierstoffs mit dem Käfigmaterial gegeben ist.

Bestehen Unsicherheiten darüber, ob der gewählte Schmierstoff für die Anwendung geeignet ist, bitte bei Schaeffler bzw. beim Schmierstoffhersteller rückfragen.

Ölwechselfristen einhalten

Gealtertes Öl und im Öl enthaltene Additive können bei höheren Temperaturen die Gebrauchsdauer der Kunststoffe beeinträchtigen. Vorgegebene Ölwechselfristen müssen deshalb unbedingt eingehalten werden.

Abdichtung

Abdichtung in der Anschlusskonstruktion vorsehen

Die Lager sind nicht abgedichtet; d. h. die Abdichtung der Lagerstelle muss in der Anschlusskonstruktion erfolgen. Diese muss zuverlässig verhindern, dass:

  • Feuchtigkeit und Verunreinigungen in das Lager gelangen
  • Schmierstoff aus dem Lager austritt.

Drehzahlen

Grenz- und Bezugs­drehzahlen in den Produkttabellen

In den Produkttabellen sind für die meisten Lager zwei Drehzahlen angegeben:

  • die kinematische Grenzdrehzahl nG
  • die thermische Bezugsdrehzahl nϑr.

Grenzdrehzahlen

Die Grenzdrehzahl nG ist die kinematisch zulässige Drehzahl des Lagers. Sie darf auch bei günstigen Einbau- und Betriebsbedingungen nicht ohne vorherige Rücksprache mit Schaeffler überschritten werden ➤ Link.

Bezugsdrehzahlen

nϑr dient zur Berechnung von nϑ

Die thermische Bezugsdrehzahl nϑr ist keine anwendungsbezogene Drehzahlgrenze, sondern eine rechnerische Hilfsgröße zur Ermittlung der thermisch zulässigen Betriebsdrehzahl nϑ ➤ Link.

Geräusch

Als neues Merkmal zum Vergleich des Geräuschniveaus unterschiedlicher Lagerarten und Baureihen wurde der Schaeffler Geräuschindex (SGI) entwickelt. Damit ist es erstmals möglich, eine Geräuschbewertung von Wälzlagern durchzuführen.

Schaeffler Geräuschindex

Der SGI-Wert basiert auf dem nach internen Standards maximal zulässigen Geräuschniveau eines Lagers, welches in Anlehnung an ISO 15242 ermittelt wird. Zum Vergleich unterschiedlicher Lagerarten und Baureihen ist der SGI-Wert über der statischen Tragzahl C0 aufgetragen.

Damit ist es möglich, Lager gleicher Tragfähigkeit direkt zu vergleichen. In den Diagrammen ist jeweils der obere Grenzwert angegeben. Das bedeutet, dass das durchschnittliche Geräuschniveau der Lager noch kleiner ist, als im Diagramm dargestellt.

Der Schaeffler Geräuschindex ist ein zusätzliches Leistungsmerkmal zur Lager­auswahl bei geräuschsensiblen Anwendungen. Die spezifische Eignung eines Lagers für eine Anwendung, beispielsweise hinsichtlich Bauraum, Tragfähigkeit oder Drehzahlgrenze, ist davon unabhängig zu prüfen.

Schaeffler Geräuschindex für einreihige Zylinderrollenlager mit Käfig

SGI = Schaeffler Geräuschindex

C0 = Statische Tragzahl

Temperaturbereich

Limitierende Größen

Die Betriebstemperatur der Lager ist begrenzt durch:

  • die Maßstabilität der Lagerringe und Zylinderrollen
  • den Käfig
  • den Schmierstoff.

Mögliche Betriebstemperaturen der einreihigen Zylinderrollenlager ➤ Tabelle.

Zulässige Temperaturbereiche

Betriebs­temperatur

Einreihige Zylinderrollenlager

mit Polyamidkäfig PA66

mit Messing- oder Stahlblechkäfig

–30 °C bis +120 °C

–30 °C bis +150 °C

Bei Dauerbetriebstemperaturen
über +120 °C bitte rückfragen

Sind Temperaturen zu erwarten, die außerhalb der angegebenen Werte liegen, bitte bei Schaeffler rückfragen.

Käfige

Der richtige Käfig für jeden Zweck

Standardwerkstoffe sind Kunststoff, Messing und Stahl

Etwa zwei Drittel der Schaeffler-Zylinderrollenlager werden mit Käfig geliefert. Für Standardanwendungen kommen als Käfigmaterial im wesentlichen Kunststoff, Messing und Stahlblech zum Einsatz. Aus diesen drei Werkstoffen wird eine Vielzahl von Käfigbauformen und -größen konstruiert. Damit steht – entsprechend den Einsatzbedingungen – immer das passende Lager zur Verfügung. Für Zylinderrollenlager, die nach DIN 5412 genormt sind, gibt es vier Standardkäfige zur Auswahl. Eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Käfigeigenschaften und ihre Eignung für bestimmte Anwendungen zeigt ➤ Tabelle.

Kunststoffkäfig TVP2

Der vielseitig einsetzbare Kunststoffkäfig TVP2 ist der Standardkäfig für Lager bis zum mittleren Lagerdurchmesser ➤ Tabelle. Gegenüber Metall­käfigen hat er eine Reihe an Vorteilen: geringes Gewicht, niedrige Lauf­geräusche durch eine gute Dämpfung, hohe Elastizität, gute tribologische Eigenschaften gegenüber den Stahlwälzkörpern, sehr gute Notlaufeigenschaften. Damit ist dieser Käfig für Anwendungen eine gute Wahl, die einen Kunststoffkäfig zulassen. Aufgrund der umfangreichen positiven Eigenschaften sind solche Kunststoffkäfige mittlerweile in vielen Millionen Lagern und Anwendungen im Einsatz.

Zweiteiliger Messingmassivkäfig M1

Ein Klassiker unter den Messingkäfigen ist der zweiteilige, stegvernietete Messingkäfig M1 ➤ Tabelle. Er besteht aus einem sogenannten Käfigkamm und dem Käfigdeckel. Die Käfigteile werden durch Warmnieten verbunden, wobei der Nietzapfen in den Käfigkamm integriert ist.

Einteiliger, gefräster Messingkäfig MPAX/MPBX

Der Messingkäfig MPAX bzw. MPBX ist für höhere Beanspruchungen vorgesehen, zum Beispiel für die hohen Drehzahlen und Radialbeschleunigungen bei Planetenradlagerungen ➤ Tabelle. Die optimierte Taschen­geometrie und das minimierte Gewicht ermöglichen eine geringere Lauftemperatur im Vergleich zu vergleichbaren Messingkäfigen. Die Käfige unterscheiden sich durch die Art der Bordführung. Der MPAX ist am Außenringbord geführt, der MPBX ist am Innenringbord geführt.

Stahlblechkäfig JP3

Für Anwendungen, die eine erhöhte Temperaturbeständigkeit, gute Schmierung und hohe Formstabilität des Käfigs erfordern, ist ein Lager mit Stahlblechkäfig häufig am wirtschaftlichsten ➤ Tabelle. Mit Hilfe weiterentwickelter Fertigungstechnologien wurde die Geometrie der Stege und damit der Rollenanlauf am Käfigsteg deutlich verbessert. Damit einher geht eine günstige Oberflächenstruktur, die sich positiv auf die Schmierfilmbildung auswirkt.

Käfig, Käfigeigenschaften, Eignung

Kriterien

+++ = sehr gut geeignet
+ = geeignet
–  = weniger geeignet

Käfig

TVP2

M1

JP3

MPAX

MPBX

große Wälzkörperanzahl

+

+

+

+

+

hohe radiale Käfigsteifigkeit

–

+++

+

+++

+++

geringes Gewicht

+++

–

+

–

–

guter Notlauf (Schadensfall)

–

+++

+

+++

+++

Geräuscharmut

+++

+

+

+

+

hohe Führungs­normalbeschleunigung

+

+

+

+++

+++

starke Schwingungen

+

+

+

+++

+++

Nachschmierbarkeit

–

–

+++

+

+

Fett-/Ölverträglichkeit

–

+

+++

+

+

Einsatztemperaturen > 120 °C

–

+

+++

+

+

große Temperaturschwankungen

–

+

+++

+

+

Standard sind Massiv­käfige aus Messing und Polyamid PA66

Standardkäfige zeigt ➤ Tabelle. Die Käfigausführung hängt von der Lagerreihe und der Bohrungskennzahl ab. Andere Käfigausführungen sind auf Anfrage lieferbar. Bei solchen Käfigen können jedoch die Eignung für hohe Drehzahlen und hohe Temperaturen sowie die Tragzahlen von den Angaben für die Lager mit den Standardkäfigen abweichen.

Bei hohen Dauertemperaturen und Anwendungen mit schwierigen Betriebsbedingungen sollten Lager mit Messingkäfig eingesetzt werden. Bestehen Unsicherheiten bezüglich der Käfigeignung, bitte bei Schaeffler rückfragen.

Käfig, Käfignachsetzzeichen, Bohrungskennzahl

Lagerreihe

Massivkäfig aus Polyamid PA66

Massivkäfig aus Messing

TVP2

M1

Standard

Standard

Bohrungskennzahl

NU10

‒

ab 05

NU19

‒

ab 92

NU2..-E, NJ2..-E, NUP2..-E

bis 26

ab 28

NU3..-E, NJ3..-E, NUP3..-E

bis 28

ab 30

NU4, NJ4

‒

alle

NU22..-E, NJ22..-E

bis 26

ab 28

NU23..-E, NJ23..-E

bis 22

ab 24

N2..-E

bis 20, 22 bis 26

21, ab 28

N3..-E

bis 16

ab 17

NUP22..-E

bis 26

ab 28

NUP23..-E

bis 22

ab 24

Lagerluft

Radiale Lagerluft

Standard ist CN

Zylinderrollenlager mit Käfig werden serienmäßig mit der radialen Lagerluft CN (normal) gefertigt ➤ Tabelle. CN wird im Kurzzeichen nicht angegeben.

Darüber hinaus sind bestimmte Abmessungen auf Anfrage auch mit der größeren Lagerluft C3, C4 und C5 lieferbar ➤ Tabelle.

Die Werte der radialen Lagerluft entsprechen DIN 620-4:2004 (ISO 5753‑1:2009) ➤ Tabelle. Sie gelten für Lager im unbelasteten, messkraftfreien Zustand (ohne elastische Deformation).

Radiale Lagerluft von einreihigen Zylinderrollenlagern mit Käfig

Nenndurchmesser
der Bohrung

Radiale Lagerluft

d

CN
(Group N)

C3
(Group 3)

C4
(Group 4)

C5
(Group 5)

mm

μm

μm

μm

μm

über

bis

min.

max.

min.

max.

min.

max.

min.

max.

‒

24

20

45

35

60

50

75

65

90

24

30

20

45

35

60

50

75

70

95

30

40

25

50

45

70

60

85

80

105

40

50

30

60

50

80

70

100

98

125

50

65

40

70

60

90

80

110

110

140

65

80

40

75

65

100

90

125

130

165

80

100

50

85

75

110

105

140

155

190

100

120

50

90

85

125

125

165

180

220

120

140

60

105

100

145

145

190

200

245

140

160

70

120

115

165

165

215

225

275

160

180

75

125

120

170

170

220

250

300

180

200

90

145

140

195

195

250

275

330

200

225

105

165

160

220

220

280

305

365

225

250

110

175

170

235

235

300

330

395

250

280

125

195

190

260

260

330

370

440

280

315

130

205

200

275

275

350

410

485

315

355

145

225

225

305

305

385

455

535

355

400

190

280

280

370

370

460

510

600

400

450

210

310

310

410

410

510

565

665

450

500

220

330

330

440

440

550

625

735

500

560

240

360

360

480

480

600

690

810

560

630

260

380

380

500

500

620

780

900

630

710

285

425

425

565

565

705

865

1 005

Abmessungen, Toleranzen

Abmessungsnormen

Die Hauptabmessungen der Zylinderrollenlager entsprechen ISO 15:2017 (DIN 616:2000 und DIN 5412‑1:2005).

Die Hauptabmessungen der Winkelringe HJ entsprechen ISO 246:1995 (DIN 5412‑1:2005).

Kantenabstände

Die Grenzmaße für Kantenabstände entsprechen DIN 620‑6:2004. Übersicht und Grenzwerte ➤ Abschnitt.

Toleranzen

Die Maßtoleranzen der Zylinderrollenlager entsprechen der Toleranzklasse Normal, die Lauftoleranz der Toleranzklasse 6 nach ISO 492:2014. Toleranzwerte nach ISO 492 ➤ Tabelle.

Nachsetzzeichen

Die Bedeutung der in diesem Kapitel verwendeten Nachsetzzeichen zeigt ➤ Tabelle sowie medias interchange http://www.schaeffler.de/std/1B69.

Nachsetzzeichen und ihre Bedeutung

Nachsetz­zeichen

Bedeutung der Nachsetzzeichen

C3

Radialluft C3 (größer als normal)

auf Anfrage

C4

Radialluft C4 (größer als C3)

auf Anfrage

C5

Radialluft C5 (größer als C4)

auf Anfrage

E

verstärkte Lagerausführung

Standard

EX

verstärkte Lagerausführung, Konstruktion geändert entsprechend Norm
(Teile von diesen Lagern dürfen nicht gegen Teile gleich großer Lager der bisherigen Ausführung E ausgetauscht werden)

Standard

JP3

Stahlblechfensterkäfig, einteilig, rollengeführt

auf Anfrage

J30P

brüniert (Durotect B)

auf Anfrage

MPAX

Massivkäfig aus Messing, einteilig, bordgeführt am Außenring

auf Anfrage

MPBX

Massivkäfig aus Messing, einteilig, bordgeführt am Innenring

auf Anfrage

M1

Massivkäfig aus Messing, zweiteilig, rollengeführt

Standard

M1A

Massivkäfig aus Messing, zweiteilig, bordgeführt am Außenring

auf Anfrage

M1B

Massivkäfig aus Messing, zweiteilig, bordgeführt am Innenring

auf Anfrage

TB

Lager mit erhöhter axialer Belastbarkeit (torusballige Ausführung)

Standard, je nach Lagergröße

TVP2

Massiv-Fensterkäfig aus glasfaserverstärktem Polyamid PA66

Standard

XL

X-life-Lager

Standard

Aufbau der Lagerbezeichnung

Beispiele zur Bildung der Lagerbezeichnung

Die Bezeichnung der Lager folgt einem festgelegten Schema. Beispiele ➤ Bild bis ➤ Bild. Für die Bildung der Kurzzeichen gilt DIN 623‑1 ➤ Bild.

Einreihiges Zylinderrollenlager mit Käfig – Lager mit Loslagerfunktion: Aufbau des Kurzzeichens

Einreihiges Zylinderrollenlager mit Käfig – Lager mit Stützlager­funktion: Aufbau des Kurzzeichens

Einreihiges Zylinderrollenlager mit Käfig, Bauform NJ mit Winkelring – Lager mit Festlagerfunktion: Aufbau des Kurzzeichens

Dimensionierung

Dynamische äquivalente Lagerbelastung

P = Fr bei rein radialer Belastung konstanter Größe und Richtung

Die zur Dimensionierung dynamisch beanspruchter Lager verwendete Lebensdauer-Grundgleichung L = (Cr/P)p setzt eine Belastung konstanter Größe und Richtung voraus. Bei Radiallagern ist das eine rein radiale Belastung Fr. Ist dies gegeben, wird in die Lebensdauergleichung für P die Lagerbelastung Fr eingesetzt (P = Fr).

Zylinderrollenlager mit Loslagerfunktion

P = Fr

Loslager können nur radiale Belastungen aufnehmen. Für diese Lager gilt ➤ Formel.

Dynamische äquivalente Belastung

Zylinderrollenlager mit Stütz- oder Festlagerfunktion

P ist eine Ersatzkraft bei kombinierter Belastung und bei verschiedenen Lastfällen

Trifft die oben beschriebene Bedingung nicht zu – d. h., außer der Radialkraft Fr wirkt auch eine Axialkraft Fa –, dann muss zur Lebensdauerberechnung zunächst eine konstante Radialkraft bestimmt werden, die (was die Lebensdauer betrifft) eine gleichwertige Beanspruchung darstellt. Diese Kraft wird dynamische äquivalente Lagerbelastung P genannt.

Fa/Fr ≦ e oder Fa/Fr > e

Die Berechnung von P hängt vom Belastungsverhältnis Fa/Fr und den Berechnungsfaktoren e und Y ab ➤ Formel und ➤ Formel.

Dynamische äquivalente Belastung

Dynamische äquivalente Belastung

Legende

P N

Dynamische äquivalente Lagerbelastung

Fr N

Radiale Belastung

Fa N

Axiale Belastung

e, Y -

Faktoren ➤ Tabelle

Faktoren e und Y

Lagerreihe

Berechnungsfaktoren

e

Y

NJ2, NUP2, NJ3, NUP3, NJ4

0,2

0,6

NJ22, NUP22, NJ23, NUP23

0,3

0,4

Statische äquivalente Lagerbelastung

P0 = F0r

Werden die Zylinderrollenlager statisch belastet, gilt ➤ Formel.

Statische äquivalente Belastung


Legende

P0 N

Statische äquivalente Lagerbelastung

F0r N

Größte auftretende radiale Belastung (Maximalbelastung)

Statische Tragsicherheit

S0 = C0/P0

Neben der nominellen Lebensdauer L (L10h) ist immer auch die statische Tragsicherheit S0 zu überprüfen ➤ Formel.

Statische Tragsicherheit

Legende

S0 -

Statische Tragsicherheit

C0 N

Statische Tragzahl

P0 N

Statische äquivalente Lagerbelastung

Mindestbelastung

Um Schlupfschäden zu vermeiden, ist bei Dauer­betrieb eine radiale Mindestbelastung von P > C0r/60 notwendig

Damit zwischen den Kontaktpartnern kein Schlupf auftritt, müssen die Zylinderrollenlager radial stets ausreichend hoch belastet sein. Für Dauerbetrieb ist dazu erfahrungsgemäß eine radiale Mindestbelastung in der Größenordnung von P > C0r/60 erforderlich. In den meisten Fällen ist die Radiallast allerdings durch das Gewicht der gelagerten Teile und die äußeren Kräfte schon höher als die erforderliche Mindestbelastung.

Ist die radiale Mindestbelastung niedriger als oben angegeben, bitte bei Schaeffler rückfragen.

Gestaltung der Lagerung

Lagerringe auf ganzem Umfang und ganzer Breite abstützen

Damit die Tragfähigkeit der Lager voll genutzt werden kann und die geforderte Lebensdauer erreicht wird, müssen die Lagerringe durch Auflage­flächen auf ihrem ganzen Umfang und über die volle Laufbahnbreite fest und gleichmäßig abgestützt werden. Die Abstützung ist als zylindrische Sitzfläche ausführbar. Die Sitz- und Auflageflächen sollen nicht durch Nuten, Bohrungen oder sonstige Ausnehmungen unterbrochen sein. Die Genauigkeit der Gegenstücke muss bestimmten Anforderungen entsprechen ➤ Tabelle bis ➤ Tabelle.

Radiale Befestigung

Für eine sichere radiale Befestigung sind feste Passungen notwendig

Neben der ausreichenden Abstützung der Ringe müssen die Lager auch radial sicher befestigt werden, damit die Lagerringe auf den Gegenstücken unter Last nicht wandern. Das geschieht im Allgemeinen durch feste Passungen zwischen den Lagerringen und den Gegenstücken. Werden die Ringe nicht ausreichend oder fehlerhaft befestigt, kann dies zu schweren Schäden an den Lagern und angrenzenden Maschinenteilen führen. Bei der Wahl der Passungen sind Einflussgrößen wie Umlaufverhältnisse, die Höhe der Belastung, die Lagerluft, Temperaturverhältnisse, die Ausführung der Gegenstücke und Ein- und Ausbaumöglichkeiten zu berücksichtigen.

Treten stoßartige Belastungen auf, sind feste Passungen (Übergangs- oder Übermaßpassung) notwendig, damit sich die Ringe zu keinem Zeitpunkt lockern. Zu Spiel-, Übergangs- oder Übermaßpassung ➤ Tabelle und ➤ Tabelle.

Bei der Gestaltung der Lagerung sind die folgenden Angaben aus den ­technischen Grundlagen zu berücksichtigen:

  • Umlaufverhältnisse ➤ Link
  • Toleranzklassen für zylindrische Wellensitze (Radiallager) ➤ Tabelle
  • Wellenpassungen ➤ Tabelle
  • Toleranzklassen für Lagersitze in Gehäusen (Radiallager) ➤ Tabelle
  • Gehäusepassungen ➤ Tabelle.

Axiale Befestigung

Die Lager müssen auch in axialer Richtung sicher festgelegt sein

Da eine feste Passung allein meist nicht ausreicht, die Lagerringe auf der Welle und in der Gehäusebohrung auch in axialer Richtung sicher fest-zulegen, muss dies in der Regel durch eine zusätzliche axiale Befestigung bzw. Sicherung erfolgen. Die axiale Fixierung der Lagerringe ist auf die Art der Lageranordnung abzustimmen. Geeignet sind prinzipiell Wellen- und Gehäuseschultern, Gehäusedeckel, Muttern, Abstandsringe, Sicherungsringe, Spann- und Abziehhülsen usw. Beispiel ➤ Bild.

Maß-, Form- und Laufgenauigkeit für zylindrische Lagersitze

Für den Wellensitz mindestens IT6, für den Gehäusesitz mindestens IT7 vorsehen

Die Genauigkeit des zylindrischen Lagersitzes auf der Welle und im Gehäuse soll der Genauigkeit des eingesetzten Lagers entsprechen. Bei Zylinderrollenlagern mit der Toleranzklasse Normal soll der Wellensitz mindestens dem Grundtoleranzgrad IT6, der Gehäusesitz mindestens IT7 entsprechen; bei der Toleranzklasse 6 soll der Wellensitz mindestens IT5, der Gehäusesitz mindestens IT6 entsprechen. Richtwerte für die Form- und Lagetoleranzen der Lagersitz­flächen ➤ Tabelle, Toleranzen t1 bis t3 entsprechend ➤ Bild. Zahlenwerte für die IT-Qualitäten ➤ Tabelle.

Richtwerte für die Form- und Lagetoleranzen der Lagersitzflächen

Toleranzklasse
der Lager

Lager­sitz-­fläche

Grundtoleranzgrade nach ISO 286-1
(IT-Qualitäten)

nach ISO 492

nach DIN 620

Durch­messer­toleranz

Rund­heits-­toleranz

Paralle­litäts­toleranz

Gesamt­planlauf-­toleranz
der Anlage­schulter

t1

t2

t3

Normal

PN (P0)

Welle

IT6 (IT5)

Umfangs­last
IT4/2

Umfangs­last
IT4/2

IT4

Punkt­last
IT5/2

Punkt­last
IT5/2

Gehäuse

IT7 (IT6)

Umfangs­last
IT5/2

Umfangs­last
IT5/2

IT5

Punkt­last
IT6/2

Punkt­last
IT6/2

6

P6

Welle

IT5

Umfangs­last

IT3/2

Umfangs­last

IT3/2

IT3

Punkt­last

IT4/2

Punkt­last

IT4/2

Gehäuse

IT6

Umfangs­last

IT4/2

Umfangs­last

IT4/2

IT4

Punkt­last

IT5/2

Punkt­last

IT5/2

Zahlenwerte für ISO-Grund­toleranzen (IT-Qualitäten) nach ISO 286-1:2010

IT-Qualität

Nennmaß in mm

über

10

18

30

50

80

120

bis

18

30

50

80

120

180

Werte in μm

IT3

3

4

4

5

6

8

IT4

5

6

7

8

10

12

IT5

8

9

11

13

15

18

IT6

11

13

16

19

22

25

IT7

18

21

25

30

35

40

Fortsetzung ▼

Zahlenwerte für ISO-Grund­toleranzen (IT-Qualitäten) nach ISO 286-1:2010

IT-Qualität

Nennmaß in mm

über

180

250

315

400

500

630

bis

250

315

400

500

630

800

Werte in μm

IT3

10

12

13

15

16

18

IT4

14

16

18

20

22

25

IT5

20

23

25

27

32

36

IT6

29

32

36

40

44

50

IT7

46

52

57

63

70

80

Fortsetzung ▲

Rauheit zylindrischer Lagersitzflächen

Ra darf nicht zu groß sein

Die Rauheit der Lagersitze ist auf die Toleranzklasse der Lager abzustimmen. Der Mittenrauwert Ra darf nicht zu groß werden, damit der Übermaßverlust in Grenzen bleibt. Die Wellen müssen geschliffen, die Bohrungen feingedreht werden. Richtwerte in Abhängigkeit von der IT‑Qualität der Lagersitzflächen ➤ Tabelle.

Rauheitswerte für zylindrische Lagersitzflächen – Richtwerte

Nenndurchmesser
des Lagersitzes

d (D)

empfohlener Mittenrauwert
für geschliffene Lagersitze
Ramax

mm

μm

Durchmessertoleranz (IT-Qualität)

über

bis

IT7

IT6

IT5

IT4

‒

80

1,6

0,8

0,4

0,2

80

500

1,6

1,6

0,8

0,4

500

1  250

3,21)

1,6

1,6

0,8

  1. Für den Lagereinbau mit dem Hydraulikverfahren Ra = 1,6 μm nicht über­schreiten.

Anschlussmaße für die Anlageflächen der Lagerringe

Die Anlageflächen für die Ringe müssen ausreichend hoch sein

Die Anschlussmaße von Wellen- und Gehäuseschultern, Abstandsringen usw. müssen sicherstellen, dass die Anlageflächen für die Lagerringe ausreichend hoch sind. Der Übergang von der Lagersitzstelle zur Anlageschulter ist mit einer Rundung nach DIN 5418:1993 oder einem Freistich nach DIN 509:2006 zu gestalten. Bewährte Anschlussmaße für die Radien und die Durchmesser der Anlageschultern sind in den Produkttabellen angegeben ➤ Bild. Diese Maße sind Grenzmaße (Größt- oder Kleinstmaße); sie dürfen nicht über- oder unterschritten werden.

Bordabstützung bei axial belasteten Lagern

Axial belastete Borde müssen auf der gesamten Höhe und über den ganzen Umfang abgestützt werden. Die Größe und die Planlaufgenauigkeit der Innenringbord-Anlageflächen sind besonders bei hoch belasteten Zylinderrollenlagern zu beachten, da diese Faktoren auch die Gleich­mäßigkeit der Bordbelastung und die Laufgenauigkeit der Welle beein­flussen. So können auf die Borde schon bei sehr kleinen Schiefstellungen schädliche Wechselbeanspruchungen wirken. Werden die in den Produkttabellen angegebenen Anschlussmaße eingehalten, können die genannten Probleme sicher vermieden werden.

Abstützung bei Stützlagern

Bei Stützlagern genügt die einseitige Abstützung der Lagerringe an dem Bord, der die Axiallast aufnimmt ➤ Bild.

Abstützung des Innenringbords – Bauform NJ (Stützlager)

dc = Empfohlene Höhe der Wellenschulter bei axial belastetem Bord

Pfeil = Kraftfluss

Ein- und Ausbau

Die Ein- und Ausbaumöglichkeiten der Zylinderrollenlager mit thermischen, hydraulischen oder mechanischen Verfahren sind bereits bei der Gestaltung der Lagerstelle zu berücksichtigen.

Die Lager sind montagefreundlich, da ein Lagerring abgezogen werden kann

Der Lagerring mit den zwei festen Borden bildet zusammen mit dem Käfig und den Rollen eine Montageeinheit. Der andere Lagerring kann abgezogen werden. Dadurch lassen sich die Lagerteile getrennt voneinander einbauen ➤ Abschnitt. Das vereinfacht den Einbau der Lager besonders dann, wenn beide Lagerringe fest gepasst werden.

Schaeffler-Montagehandbuch

Wälzlager sehr sorgfältig behandeln

Wälzlager sind vielfach bewährte Präzisions-Maschinenelemente zur Gestaltung wirtschaftlicher, zuverlässiger und betriebssicherer Lagerungen. Damit diese Produkte ihre Funktion einwandfrei erfüllen und die vorgesehene Gebrauchsdauer ohne Beeinträchtigung erreichen, müssen sie sorgfältig behandelt werden.

Das Schaeffler-Montagehandbuch MH 1 informiert umfassend über die sachgemäße Lagerung, Montage, Demontage und Wartung rotatorischer Wälzlager http://www.schaeffler.de/std/1B68. Daneben enthält es Angaben, die der Konstrukteur für den Ein‑ und Ausbau und die Wartung der Lager schon bei der Gestaltung der Lagerstelle beachten muss. Das Buch liefert Schaeffler auf Anfrage.

Rechtshinweis zur Datenaktualität

Die Weiterentwicklung der Produkte kann auch zu technischen Änderungen an Katalogprodukten führen

Im Mittelpunkt des Interesses von Schaeffler stehen die Optimierung und die Weiterentwicklung seiner Produkte und die Zufriedenheit seiner Kunden. Damit Sie sich als Kunde bestmöglich über diesen Fortschritt und den aktuellen technischen Stand der Produkte informieren können, veröffentlichen wir Produktänderungen gegenüber der gedruckten Ausgabe in unserem elektronischen Produktkatalog.

Änderungen der Angaben und Darstellungen dieses Katalogs behalten wir uns daher vor. Dieser Katalog gibt den Stand bei Drucklegung wieder. Neuere Veröffentlichungen unsererseits (in Printmedien oder digital) gehen automatisch diesem Katalog vor, soweit sie dasselbe Thema betreffen. Bitte prüfen Sie daher stets über unseren elektronischen Produktkatalog, ob aktuellere Informationen oder Änderungshinweise für Ihr gewünschtes Produkt verfügbar sind.

Weiterführende Informationen

Bei der Auslegung einer Lagerung sind neben den Angaben in diesem Kapitel auch folgende Kapitel in den technischen Grundlagen zu beachten:

  • Bestimmung der Lagergröße ➤ Link
  • Steifigkeit ➤ Link
  • Reibung und Erwärmung ➤ Link
  • Drehzahlen ➤ Link
  • Lagerdaten ➤ Link
  • Schmierung ➤ Link
  • Abdichtung ➤ Link
  • Gestaltung der Lagerung ➤ Link
  • Ein- und Ausbau ➤ Link.

© Schaeffler Technologies AG & Co. KG